Wandlung für 6 Instrumente (2009/rev. 2014)
Fl.Ob.Kl-Klav-Vl.Vla
(14 min)
Verlag
Boosey & Hawkes Berlin
Uraufführung
Musiker des Chicago Symphony Orchestra, Cliff Colnot, MusicNOW series, zum 85. Geburtstag von Pierre Boulez, Chicago 24. Januar 201
Texte
Programmhefttext, Feb. 2014
Wandlung wurde 2009 für die MusikNOW Konzertreihe des Chicago-Symphony Orchestra zur Feierlichkeit des 85. Geburtstages von Pierre Boulez beauftragt.
Es gibt viele Aspekte im Werk von Pierre Boulez, welche mich in meiner kompositorischen Arbeit und in meinem musikalischen Denken beeinflusst haben und noch immer herausfordern. Wichtig ist nicht nur die technische Seite des Komponierens, sondern auch das Sprechen über Musik und die Vermittlung auf verschiedenen Ebenen, wie er es als Dirigent, Komponist und in seinen theoretischen Schriften immer getan hat. Nachdem ich für dieses Stück beauftragt wurde, begann ich mit dem Lesen und Studieren der früheren Schriften: Relevés d’apprenti (1948 -62). Basierend auf rhythmischen Ideen in Stravinsky’s „Danse sacrale“ zeigt Boulez hier die Möglichkeit, Form auf der Grundlage kleiner rhythmischer Zellen zu generieren, welche unabhängig von Tonhöhen oder anderen Parametern organisiert werden kõnnen.
An einer anderen Stelle beschreibt er ein harmonisches Verfahren, welches eine reiche harmonische Situation erzeugen kann, ausgehend von einem einfachen harmonischen Material (harmonische Multiplikation). Vor allem diese beiden Ideen bildeten einen theoretischen Ausgangspunkt für meine Arbeit. Dabei war es interessant, nicht nur Verbindungen und Referenzen zu zeigen, sondern die Ideen in einem anderen formalen und harmonischen Kontext zu entwickeln und durch dieses manchmal fremdartige Vorgehen Neues zu entdecken.
Über das Stück hinweg vollzieht sich eine Wandlung – ohne plõtzliche Änderung des Materials oder der Atmosphäre. Fast unbemerkt verändert sich die formale Richtung, aus dem Gliedernden und Strukturellen des Beginns erwächst ein Prozess, der die Distanz zum Material aufbricht und ein emotionales Erleben aus der Musik heraus ermöglicht. Am Ende gibt es keinen Weg zurück, die Musik ist „eine Andere“ und mit ihr haben wir uns als Hörer verändert.
2014 habe ich Wandlung revidiert und geringfügig erweitert. In dieser nun endgültigen Fassung wird das Stück vom Ensemble Aventure zum ersten Mal gespielt.